Weltnachrichten, die einem den Kopf verdrehen, die gleichen alten alternativen Fakten von den heimischen Medien, global gewordene Memes und intime nächtliche Botschaften: aus solchen und anderen ähnlich widersprüchlichen Dingen besteht die gespaltene Welt eines Moskauers von heute – gleichzeitig weltweit vernetzt und einsam, hyper-, gar metapolitisiert und völlig unpolitisch zugleich. Diese Haltung wird zur Form in Igor Samolets Installation für die Paranoia TV Zentrale. In ihr inszeniert sich der Künstler als dessen selbstironischer Held. Er wird zu einem passiven Aktivisten, zu einer clubhoppenden, durchfeiernden Version des bekanntermaßen trägen literarischen Helden Oblomow. Vernetzt zu sein bedeutet, über unzählige Experimentiermöglichkeiten zu verfügen, aber es bedeutet auch, vollständig unter staatlich-unternehmerischer Kontrolle zu stehen oder sich den Kopf von einer Masse an Schlagzeilen zertrümmern zu lassen. Samolets Welt ist sowohl gnadenlos als auch freundlich, wie alle sozialen Medien. Sie lädt die Besucher*innen ein, dort einige Zeit zu verbringen, in zufälligen Zitaten zu verweilen, nostalgische „Kuschelpornos“ aus der Zeit anzuschauen, als Umarmungen noch erlaubt waren, oder einfach nur herumzusitzen und ihr Handy aufzuladen.